Bestrahlung 19 von 20 – der Autoknacker

Heute gabs Action! Nach einem sehr guten Tagesbeginn ohne Schmerzen fuhr ich wie üblich nach dem Mittag zum Lindenhofspital zur zweitletzten Bestrahlung, diesmal mit unserem Firmen-Ersatzauto, einem 14-jährigen Mazda 121 (natürlich ohne Zentralverriegelung).

Die Bestrahlung war problemlos und schnell vorbei. Im Anschluss hatte ich meine Abschlussbesprechung mit dem Radio-Onkologen. Dieser bestätigte mir, dass die Verletzungen in der Mundhöhle sich zurückbildeten. Er zeigte sich erstaunt, da normalerweise zu diesem Zeitpunkt der Bestrahlung meist erst die grösseren Nebenwirkungen einsetzten. Scheine ein schneller Berner zu sein 😉

Die Blutwerte der Untersuchung von gestern waren alle gut und innerhalb der Normgrenzen. Jetzt biege ich also in die Zielgerade ein und werde morgen zum letzten Mal bestrahlt.

Als ich wieder zum Auto zurückkehrte, konnte ich die Türe nicht mehr öffnen. Leider steckte ich zu Hause den falschen Schlüsselbund ein (mit einem dank eines ehemaligen Mitarbeiters abgebrochenen Türschlüssels). Da der Zündschlüssel ein anderer ist, bemerkte ich den Fehler nicht und schloss das Auto mit dem Drücken des Türknopfes ab. Nun stand ich also vor dem Auto und erinnerte mich an mein erstes Auto, einen Mazda 323, bei welchem ich wiederholt den Schlüssel im Auto vergass und per Türknopf abschloss.

Glücklicherweise erblickte ich den Abwart des Lindenhofspitals bei der Gartenarbeit und konnte von ihm einen dicken Draht auslehnen. Innert 3 Minuten gelang es mir tatsächlich, die Türe des Autos zu öffnen (einen Haken am Ende des Drahtes biegen und anschliessend mit dem Draht dem Fenster entlang auf der Höhe des Türknopfes eindringen und nach oben ziehen). Die vielen Leute rundum staunten nicht schlecht ab meiner kriminellen Energie. Jedenfalls konnte ich kurz darauf wieder nach Hause fahren.

Ich freue mich riesig auf nächste Woche, denn dann sollte endlich mein neues Auto geliefert werden – diesmal mit Zentralverriegelung. Der 100% elektrische Nissan Leaf, einer der ersten, der in die Schweiz geliefert wird.

 

Bestrahlung 18 von 20 – ein guter Tag

Heute war bisher der beste Tag seit 2 Wochen. Kaum Schmerzen und ich fühle mich richtig gut. Die Bestrahlung verlief problemlos und die anschliessende Blutentnahme erinnerte mich daran, dass das Ende der Therapie naht.

Die Wunden in der Mundhöhle scheinen sich etwas zurückzubilden, das Brennen lässt nach. Zwar hatte ich auch an anderen Tagen bessere Stunden, welche anschliessend von einer Welle von Schmerzen wieder abgelöst wurden, aber heute habe ich einfach ein gutes Gefühl. Mal Schauen wie es am frühen Abend sein wird. Oftmals kamen die letzten Tage die Schmerzen ungefähr 4-5 Stunden nach der Bestrahlung, aber heute nicht – Salbeitee trinken und dran glauben!

Nachtrag: etwas zu früh gefreut, das Brennen ist schon wieder da. Ich kleb mir jetzt den Mund zu und trete in einen Redestreik bis die Mundhöhle wieder ganz heil ist.

Bestrahlung 16 von 20 – aussergewöhnliche Reaktionen

So, die letzte Woche hat begonnen – Montag ist abgehäckelt, nur noch viermal ins Lindenhof-Spital. Da die Wunden im Mund immer noch bestehen, sich sogar eher ausgedehnt haben, suchte ich nochmals den Radio-Onkologen auf. Er meint, meine Reaktionen seien eindeutig Strahlenschäden, „sehr aussergewöhnlich“ und nicht üblich. Deshalb wäre ich auch nicht auf diese Nebenwirkungen hingewiesen worden. Obwohl sich die betroffene Fläche im Mund weiter vergrössert hat, sind die Schmerzen relativ gut ertragbar. Normalerweise Schmerzsträke 3 von 10 mit kurzzeitigen Böen bis 6 wenn ich reden oder kauen muss. Weniger freute mich, dass sich diese Nebenwirkungen bis drei Wochen nach der Bestrahlung hinziehen könnten – Geduld ist also weiter gefragt.

Auch der sehr starke Barthaarausfall (ist tatsächlich nicht rasiert) sei erstaunlich, da sich dieser normalerweise erst später und eher teilweise zeigte. Wenn die Krebszellen ebenso reagierten wie Barthaarwurzeln und die Mundhöhle, dann wären dies gute Zeichen. Dann hoffen wir mal, dass diese Zellen so gebraten werden wie Steven Spielbergs Gremlin in der Mikrowelle.

Bestrahlung 14 von 20 – der Mund brennt und erster Haarausfall

Gestern war ich nochmals beim Radio-Onkologen (Stv. meines Stammarztes) und habe zusätzliche Medikamente erhalten. Neben einer Mundspülung zur Verhinderung der Austrocknung (habe ich wieder abgesetzt, da es sie dazu führte, dass ein eher dickflüssiger, unangenehmer Schleim entsteht – dann doch lieber trocken). Zusätzlich noch zwei Salben für die Wundbehandlung im Mund. Diese helfen kurzzeitig und betäuben die schmerzhaften Stellen, welche sich inzwischen ausgebreitet haben und fast die gesamte linke Mundhälfte belegen.

Ich staunte nicht schlecht, als ich gestern noch kurz am PC sass und plötzlich ein Büschel Haare auf dem Pult lag. Am Nacken konnte ich problemlos weitere Haare entfernen und auch mein 5-Tages-Bart am linken Hals verliert immer mehr Stoppeln. Dies sollte sich aber laut Ärzten lokal beschränken und später wieder nachwachsen.

Um die Zunge besser zu schützen, erhielt ich eine Art Knetmasse, welche ich zwischen die Zähne nehmen musste und die Zunge auf die rechte Seite schiebt. Nach wenigen Minuten war die Masse erstarrt und kann nun für die restlichen Bestrahlungen als eine Art Zungenschutz verwendet werden, hoffentlich hilfts.

In den letzten 6 Tagen habe ich 50 Tassen Salbeitee getrunken. Nein, ich mag ihn überhaupt nicht, aber er hilft doch, die Schluckschmerzen für einige Minuten zu lindern.

Gemäss Arzt wird die Behandlung nach der 20. Bestrahlung abgeschlossen und ca. 6 Wochen später durch meinen Onkologen eine Bestandesaufnahme erstellt. Diese wird dann feststellen, ob weitere Behandlungen notwendig sind oder ob dieser Mistkerl die weisse Fahne schwingt.

 

Bestrahlung 12 von 20 – starke Schmerzen

Die Schmerzen auf der Zunge vom Freitag haben sich in den letzten Tagen enorm verstärkt. Gestern meinte mein Radio-Onkologe, es hänge wohl doch mit der Bestrahlung zusammen, sei aber sehr aussergewöhnlich. Es sind Rötungen und mehrere grössere Blasen, welche ständig auf den Zähnen reiben. Jede Bewegung der Zunge schmerzt, als ob eine glühende Kohle unter der Zunge liegt. Zum ersten Mal merke ich so richtig, wie oft wir unsere Zunge bewegen (Sprechen, Schlucken, Kauen). Lutschtabletten und Schmerztropfen lindern die Beschwerden kurzzeitig ein wenig. Immerhin helfen sie seit gestern den Schmerzpegel von gefühlten 8 auf ca. 5 zu senken (Skale von 0 bis 10).

Ich hoffe, dass diese Tage rückwirkend als die Schlimmsten in Erinnerung bleiben und schon bald nur noch die üblichen Nebenwirkungen (Schluckschmerzen, trockener Mund) übrigbleiben.

Es ist höchste Zeit, meiner Frau für Ihre Unterstützung und die Übernahme so vieler alltäglicher Arbeiten und den allergrössten Teil der Kinderbetreuung ganz herzlich zu danken. Ich bin so froh, bist Du bei mir.

Bestrahlung 10 von 20 – die Hälfte ist (hoffentlich) geschafft!

Judihui, die Hälfte geschafft. Heute war die 10. Bestrahlung und damit offiziell die Hälfte überstanden. Die letzten Tage waren nicht sehr positiv – Schmerzen und etwas den Morelli, aber heute gehts schon wieder viel besser.

Die Zunge schmerzt auf der linken Seite und ich hatte Angst, es könnte mit der Bestrahlung zusammenhängen. Glücklicherweise meinte der Arzt heute aber, dass es ein anderer Infekt sei – halt eben genau dort, wo auch die Bestrahlung stattfindet.

Jetzt freue ich mich riesig auf die Rückkehr meiner 3 Frauen von der Lenzerheide. Diesmal fanden die Familienferien wegen der täglichen Therapie ohne Papa statt, leider. Aber heute ist Familienzusammenschluss.

Nächste Woche geht’s weiter mit Bestrahlen, und schon bald ist’s überstanden.

Bestrahlung 7 von 20 – erste Nebenwirkungen

Nachdem die Behandlungen der ersten Woche ausser leichten Kopfschmerzen (welche ich der sportlichen Anstrengung durch An- und Rückfahrt mit Flyer zuordnete) keine Beschwerden zur Folge hatten, stellen sich nun die ersten Halsschmerzen ein. Diese sind aber sehr gut zu ertragen und der „feine“ Salbeitee hilft sie zu lindern.

Heute hatte ich das erste Arztgespräch seit 10 Tagen. Die Blutwerte sind in Ordnung und die Behandlung ist auf gutem Weg. Etwas irritierte mich die Aussage, dass ich eventuell am Hals mit Haarausfall zu rechnen habe, welcher unter Umständen nicht umkehrbar sei. Hoffen wirs mal nicht, ich liebe doch meinen 3-Tages-Bart 😉

Der Aufsteller des Tages war auf der Hinfahrt (dieses Mal mit dem Prius) die Tramendstation Wabern, denn dort stand „unser“ Bern-Web-Tram. Ist jedes Mal wieder ein Aufsteller, wenn man das Tram mit unserer Beschriftung erblickt.

Nachdenklich stimmte mich einmal mehr der Warteraum. Ich bin mit Abstand der Jüngste dort und wohl auch mit Abstand der Gesündeste. Teilweise sind die Patienten von der Krankheit und den Folgen der Bestrahlung massiv gezeichnet und einige werden wohl nicht mehr lange leben. Zum guten Glück waren bis heute aber keine Kinder da, dies würde mir wohl das Herz brechen.

Bestrahlung 5 von 20 – Grünliberale auf dem Bundesplatz

Voilà, der erste Viertel ist geschafft. Auch die 5. Bestrahlung von heute Nachmittag verlief problemlos. Zwar musste ich etwas länger warten, da bedeutend mehr Patienten vor mir warteten als an den Vortagen, aber die Behandlung selber dauerte wiederum nur wenige Minuten: Einstellen, Maske anziehen, 35 Sekunden 1. Bestrahlung, kurze Pause, neu Einrichten, 35 Sekunden 2. Bestrahlung, fertig. Nach 5 Minuten wars wieder vorüber.

Zwar soll dies kein politischer Blog sein, aber mein Engagement bei den Grünliberalen darf doch kurz erwähnt werden. Heute konnten wir unsere Partei auf dem Bundesplatz und im Radio/TV präsentieren. Als letzte von 10 Parteien, welche die letzten beiden Wochen täglich vorgestellt wurden.

Es ist toll und faszinierend, an dieser „neuen“ (bin seit Ende 2007 aktiv dabei) Bewegung beteiligt zu sein. Die Menschen sind einfach grossartig und die Zusammenarbeit im Vorstand des Kantons Bern bereitet mir immer wieder grosse Freude. Darum bitte helft mit, dass wir an den kommenden National- und Ständeratswahlen vom kommenden 23. Oktober Fraktionsstärke erlangen. Im Kanton Bern am besten mit dem Einlegen der Liste 24 – mit Mut zu neuen Lösungen. Mehr Infos gibt’s hier. Besonders beeindruckend war heute auf dem Bundesplatz Michael Köpfli, welcher eine eindrückliche 2-minütige Rede hielt. Diese kann hier gesehen werden.

Bestrahlung 2 von 20

Schon setzt die Routine ein. Bei wunderschönem Wetter und mit dem Flyer in 28 Min. zum Lindenhof, 2 Min. im Warteraum, dann 5 Min bestrahlen und ab nach Hause.

Das ist übrigens das sicherlich nicht ganz kostengünstige Monster, welches mich nun täglich mit Protonen (sehr starke Röntgenstrahlen) beschiesst.

Noch immer stellen sich keine Nebenwirkungen ein, zum Glück.

Bestrahlung 1 von 20 und weitere Blutentnahme

Endlich war es heute soweit. Der effektive Kampf gegen den Krebs beginnt. Die erste Bestrahlung dauerte ca. 10 Minuten und klappte problemlos. Der einzige Unterschied zu den Simulationsaufnahmen war das zzzzzzzzz im Hintergrund. Mit den geschlossenen Augen stellt man sich interessante Bilder vor. Bei mir wars heute eine Laserkanone, welche auf meinen Hals zielte (habe wohl zu viel Star Wars gesehen).

Von den angekündigten Nebenwirkungen (Halsweh, trockener Hals, Karies) habe ich noch nichts bemerkt. Dafür kostete ich gestern den empfohlenen Salbei-Tee, nicht wirklich mein Geschmack, aber wenns hilft.

Mal wieder durfte ich heute zusätzlich Blut entnehmen lassen. Die Krankenschwester war schon beim ersten Mal erfolgreich, bisher eher die Ausnahme. Bei der drittletzten Bestrahlung am 19. Oktober erfolgt dann nochmals eine Blutentnahme.

Stolz war ich, dass ich tatsächlich mit dem Velo 40+ (Flyer) zum Lindenhofspital fuhr. 35 Minuten für die 10 km, ohne sportliche Ambitionen. Es half aber, meine Nervosität zu senken und mit einem guten Gefühl das Spital zu betreten. Morgen um 13:40 Uhr gehts weiter: 2 von 20.