2. Sieg gegen den Krebs ↑↑↑

Auch die 2. Runde im Kampf gegen den Krebs konnte ich glücklicherweise für mich entscheiden. Heute erhielten meine Frau und ich beim Onkologen die Resultate des PET-CT von letzter Woche. Auf den Bildern ist kein Tumor mehr sichtbar, die Chemotherapie des letzten halben Jahres war erfolgreich! 

Zwar gelte ich nicht als geheilt, da mein follikuläres Lymphom (Non-Hodgkin-Lymphom = Lymphdrüsenkrebs) grundsätzlich ein Leben lang wieder auftauchen kann. Aus diesem Grund ist für die nächsten zwei Jahre eine Erhaltungstherapie (Immuntherapie) geplant. Alle zwei Monate werde ich eine halbtägige Infusion mit dem Roche-Medikament MabThera erhalten, welche die Chance eines Rückfalls um die Hàlfte reduzieren soll. MabThera hilft den körpereigenen Abwehrkräften Krebszellen anzugreifen und zu vernichten. Glücklicherweise sollten mit dieser Therapie neben einer kurzzeitigen Müdigkeit keine Nebenwirkungen auftreten.

Inzwischen spriesst auch mein Kopfhaar wieder (doch schon ca. 2 mm) und ich fühle mich richtig gut. Zwar werde ich das mit den Bäume ausreissen noch etwas aufsparen aber im Vergleich zu vor einigen Wochen sind es Welten im positiven Sinne. Nur noch einzelne, sehr gut ertragbare Nebenwirkungen wie das fehlende Gefühl in den Zehen und der reduzierte Energievorrat sind spürbar.

Letztes Wochenende genügte die Energie sogar zu zwei Konzerten am 30. Gurtenfestival. Am Donnerstag die Schweizer Band 77 Bombay Street und am Freitag die fantastischen „Toten Hosen“. Deren Lied „Tage wie diese“ hörten wir heute auf dem Rückweg vom Onkologen nach Hause und passt perfekt zum heutigen Tag.

Gurtenfestival 2013

 

Langsam zurück zu alter Stärke: ↑

Vier Wochen sind es nun her seit der letzten Chemo und es geht immer besser. Ich fühle, wie ich von Tag zu Tag mehr Energie zurückbekomme und auch das letzte Gift langsam meinen Körper verlässt. Zwar plagt mich noch immer ein mühsamer Husten, aber auch dieser klingt langsam ab.

Jetzt braucht es wieder Geduld: heute in einer Woche bin ich für ein weiteres PET-CT angemeldet. In der Röhre werden die Spezialisten abklären, ob der Tumor durch die Chemo komplett vernichtet wurde. Eine Woche später, am Mittwoch 24. Juli dann die Stunde der Wahrheit beim Onkologen. Bin doch schon etwas nervös obwohl ich innerlich überzeugt bin, dass da kein Rest mehr übrig sein kann.

8. Chemo – Tag 15 – im Spital mit Nierenstein: ↓

Irgendwie könnte die Pechsträhne langsam nachlassen. Normalerweise sollte ich jetzt von einem besonders guten Tag berichten und den kaum mehr wahrzunehmenden Nebenwirkungen. Stattdessen bin ich erst vor wenigen Stunden vom Zieglerspital zurückgekehrt.

Gestern Sonntag hatte ich mittags plötzlich unglaublich starke Schmerzen an der linken Niere. Weder das Schmerzmittel Dafalgan noch Novalgin halfen auch nur ansatzweise. Im Gegenteil, die Schmerzen wurden immer stärken, stoppten dann aber plötzlich nach ca. 2-3 Stunden. Tief durchschnaufend hoffte ich auf eine weitere kurze Nebenwirkung der Chemo bis die Schmerzen am frühen Abend nochmals schlimmen zurückkamen. Inzwischen war auch der linke Harnleiter betroffen und der Rücken (einige Zentimeter links der Wirbelsäule). Gegen 19 Uhr hielt ich die Schmerzen nicht mehr aus und rief beim Notfall des Zieglerspitals an, deren Frau Doktor mich sofort in den Notfall beorderte.

Zum guten Glück war ich der einzige Patient und wurde sofort aufgenommen. Nach einigen Untersuchungen und einem CT des Unterbrauchs war die Diagnose klar: ein kleiner Nierenstein, welcher sich bereits in der Blase befand. Ich erhielt Morphium und weitere Schmerzmittel, die aber die unbeschreiblichen Schmerzen (9-10 auf einer Skala von 1 bis 10) nur teilweise auffingen. Eine Stunde später wurde ich ins Spitalzimmer verlegt, wo noch weitere Morphium-Infusionen folgten. Erst gegen 2.30 Uhr liessen die Schmerzen nach und ich konnte einige Stunden schlafen.

Zum guten Glück fand der kleine Nierenstein am Morgen seinen Weg durch die Blase und den Urin aus meinem Körper heraus und die Schmerzen waren plötzlich vollends weg. Nach einigen weiteren Stunden der Beobachtung konnte ich das Spital am frühen Nachmittag erschöpft aber schmerzfrei wieder verlassen.

Immerhin gibt es Positives von den Chemo-Nebenwirkungen. Diese haben in den letzten Tagen merklich nachgelassen und auch der Energiehaushalt nähert sich wieder geschätzten 25%. Den heutigen Termin beim Onkologen konnte ich wegen des Spitalaufenthaltes nicht einhalten, dafür besuchte er mich am Spitalbett (seine Praxis ist im Nebengebäude des Zieglerspitals). Es sah sich das CT der vergangenen Nacht an und meinte ohne Gewähr, dass vom Tumor nichts zu erkennen sei. In einer Woche, am Di. 2. Juli, werde ich wieder zu ihm können. Dabei werden wir wohl das hoffentlich entscheidende PET-CT planen, welches allein eine sichere Aussage zur Krebsdiagnose geben kann.

8. Chemo – Tag 11 – auf und nieder immer wieder: ↓↑

Der Kampf dauert noch immer an. Die Nebenwirkungen (v.a. Glieder-Schmerzen und Erschöpfungszustände) kommen und gehen. Sehr schlecht sind zudem wieder die Blutwerte (Leukozyten = weisse Blutkörperchen), welche einen Wert von 1.08 zeigen (normal ist zwischen 6 und 7). Die Gefahr besteht also wieder, dass ich durch eine Infektion ins Spital muss, weil das eigene Immunsystem zu schwach ist.

Es gibt Stunden, an welchen ich mich recht gut fühle, dann aber kommt die nächste Welle und ich bin wieder völig down. Schlimm ist die Unkalkulierbarkeit, die Unmöglichkeit zur Planung des Tages oder von Terminen. Diese Woche habe ich wieder alle Termine absagen müssen, weil ich mich einerseits zu schwach fühle, andererseits wegen der Blutwerte zu grossen Resepekt vor allfälligen Infektionen habe.

Trotzdem bin ich zuversichtlich und fühle mich jeden Tag ein klein wenig besser. Ich spüre, dass der Tumor weg ist und will nach dem Ende der Nebenwirkungen wieder zur alten Kraft zurückfinden.

 

8. Chemo – Tag 2 – der Schlussspurt: →

Gestern also ging die hoffentlich letzte Chemotherapie über die Bühne. Wie immer mit 8 verschiedenen Infusionen, davon 2 x Immuntherapie mit Mapthera, einige Medikamente und die Chemotherapie selber. Nach knapp 5 Stunden war die Tortur zu Ende, in welcher natürlich wieder trotz Port-a-Cath, welcher zwar Infusionen zulässt aber keine Blutentnahme, ein zusätzliche Zugang notwendig war.

Gestern nachmittag und heute den ganzen Tag fühle ich mich wieder sehr schwach, hatte aber wenig Schmerzen. Einige Wellen von Übelkeit waren gut auszuhalten.

Gemäss meinem Onkologen sieht das weitere Vorgehen nun wie folgt aus: in zwei Wochen habe ich einer weiteren Termin bei ihm mit Blutprobe und anschliessend wird ein Termin beim PET-CT vereinbart, bei welchem genau ermittelt werden kann, ob der Tumor gänzlich weg ist. Ist dies der Fall werde ich weiterhin eine Immuntherapie machen müssen, während ca. 2 Jahren alle 2 Monate zur 3-stündigen Infusion. Diese erst vor etwa 10 Jahren eingeführte, sehr kostspielige Therapie (die Schweizer Firma Roche nimmt ca. CHF 5’000.- pro Behandlung) hilft gemäss Studien, dass der Krebs nicht mehr zurückkehrt. Wir glauben daran!

7. Chemo – Tag 12 – nochmals Luft holen: ↑

Auch die Nebenwirkungen der 7. Chemotherapie lassen nun endlich nach und ich kann nochmals tief Luft holen für die hoffentlich letzte grosse Chemotherapie vom kommenden Montag. Diese Woche will ich möglichst ausgiebig geniessen und freue mich aufs Kino morgen Abend (Hangover 3), auf den deutschen Comedian Michael Mittermaier mit meiner Frau am Mittwoch und unseren traditionellen (seit fast 20 Jahren) Pokerabend am Donnerstag. Die Energie muss ich wohl gut einteilen, aber das klappt schon irgendwie neben der Familienzeit und einigen Stunden Arbeit am Tag. Auf meinem Büro-Pult türmen sich zwar die Pendenzen, mein Ziel bleibt bis ich hoffentlich wieder 100% arbeitsfähig bin, diesen Berg nicht zu hoch anwachsen zu lassen.

7. Chemo – Tag 7 – beim Kardiologen: ↓

Die harten Tage des Zyklus dauern an, trotz vielen Medikamenten spüre ich Schmerzen und unzählige Nebenwirkungen (Magenbeschwerden, Übelkeit, Gefühlsverlust an Fingern und Zehen, Schweissausbrüche, Erschöpfung, trockener Mund, Geschmacksverlust, Rückenschmerzen, u.v.m). Trotzdem, einfach weitergehen und nicht zurückschauen.

Heute musste ich zur Kontrolle zum Kardiologen (Herzspezialist) im Zieglerspital. Dieser Termin wurde mir bereits beim letzten Besuch beim Onkologen vereinbart und ist eine Routinekontrolle bei einer Chemotherapie. Vor alle früher kam es immer wieder vor, dass durch die Medikamente der Krebstherapie der Herzmuskel vergrössert wurde, was oft zu gefährlichen Nebenwirkungen führte. Glücklicherweise zeigte der Ultraschall heute aber keine Anormalität und ich konnte nach 10 Minuten schon wieder nach Hause. Gemäss dem zuständigen Arzt seien die Probleme heutzutage mit den neuen Medikamenten in der Chemotherapie nur noch äusserst selten.

Glücklich auf die erste durchwegs positive Diagnose seit langer Zeit fuhr ich wieder nach Hause und legte mich wieder hin.

7. Chemo – Tag 1 – … und täglich grüsst das Murmeltier: →

Bild3Heute bei der 7. Chemotherapie erinnerte ich mich an die amerikanische Liebeskomödie aus dem Jahr 1993 „… und täglich grüsst das Murmeltier“ (Original: „Groundhog Day“) mit Bill Murray und Andie McDowell. Ein TV-Wetterfrosch erlebt in einem kleinen Städtchen immer wieder den gleichen Tag, egal was er unternimmt, er wacht am gleichen Tag um 6 Uhr wieder auf.

Ungefähr so ergeht es mir mit den Chemotherapie-Zyklen, nur dauern diese 3 Wochen und nicht einen Tag. Der ganze Mist beginnt immer wieder von vorne. Auch wenn die grosse Hoffnung besteht, dass dies der zweitletzte Zyklus ist, so möchte ich nichts lieber als diesen scheinbar ewigen Kreis durchbrechen und in einen „normalen“ Alltag zurück. Genau wie die Filmfigur Phil Connors.

Die Therapie von heute morgen dauerte wieder über 4 Stunden, eine Infusion gefolgt von der nächsten. Das Personal des Onkologen teilte mir heute motivierend mit, dass ich aufgrund meines Körpergewichtes und des zweiten Ausbruchs des Krebses jeweils eine „Hammer-Dosis“ an Chemikalien erhielte. Deshalb wohl auch die scheinbar ungewöhnlich starken Nebenwirkungen. Selbstverständlich klappte auch diesmal die Blutentnahme am Port-à-Cath nicht und ein zusätzlicher Zugang am Handrücken war notwendig. Glücklicherweise klappte diesmal der erste Versuch vom erfahrenden Personal des Onkologen. Weil ich letzte Nacht nur ca. 3 Stunden geschlafen hatte, döste ich bei der Behandlung immer wieder weg und schlief schliesslich sicherlich über 2 Stunden während der Therapie.

Der Nachmittag und Abend war geteilt zwischen ersten Wellen von Nebenwirkungen und recht guten Momenten. Die nächsten Tage werden wohl wieder ziemlich hart. Ich tröste mich aber damit, dass ich jeden dieser Tage danach nur noch einmal erleben muss.

6. Chemo – Tag 12 – vom Bienensterben: →

Im Moment herrscht wieder die Übergangsphase von starken Nebenwirkungen zu Wellen von Nebenwirkungen, welche immer längere Ruhephasen ablösen. Zwar nehme ich noch immer fast das ganze Pensum von Dafalgan-Schmerzmitteln, aber die Ruhephasen bringen sehr viel mentale Energie zurück. Ich kann wieder stundenweise arbeiten und finde auch wieder mehr Kraft für die Familie.

Heute möchte ich aber nicht nur von meiner Krankheit berichten, sondern von einer sehr eindrücklichen Dokumentation, welche ich heute auf Arte gesehen habe: „Das Geheimnis des Bienensterbens“ (Link führt auf Youtube), ein 90-minütiger Film über mögliche Gründe für das Sterben so vieler Bienenvölker weltweit. Ein Drittel unserer Nahrung hängt unmittelbar von der Biene ab und wir sind daran, auch diese Lebensgrundlage wegen Profitgier und dem immer niedrigeren Respekt vor der Natur zu zerstören. In einem Tal in Kalifornien werden 80% der weltweiten Mandelnüsse produziert. 40’000 Mandelbäume, welche jeden Frühling 36 Mia. Bienen benötigen (die grösste Tiermigration der Welt), welche für wenige Wochen in diese Monokultur gekarrt, Pestiziden ausgesetzt und danach wieder in der ganzen USA verteil werden. Oder der unverständliche Umgang mit Pestiziden weltweit, wie Konzerne neue Mittel ausbringen ohne zu wissen, was diese langfristig für Auswirkungen auf Flora und Fauna haben. Nehmt Euch die Zeit und schaut Euch den Film unbedingt an. Vielleicht hilft er beim nächsten Einkauf, wieder mehr regional, saisonal und nachhaltig einzukaufen.

In einem interessanten Bericht Am Lebensmittel sparen? von Hermann M. Dür habe ich gelesen, dass wir heute (Daten von 2008) nur noch 7.4% unseres Haushaltsbudgets für Nahrungsmittel ausgeben, 1960 lag dieser Anteil in der Schweiz bei 30%, in anderen Ländern noch heute bei 90%. Wir müssen endlich wieder bereit sein, faire Preise für gute Lebensmittel zu bezahlen, welche nachhaltig so produziert werden, dass auch noch unsere Enkel vom gleichen Stück Land denselben Ertrag erleben können.

6. Chemo – Tag 2 – der Hammermann: →

Der Hammermann ist ein Ausdruck aus dem Marathon, wo bei ungefähr Kilometer 35 ein Einbruch der Kräfte stattfindet. Obwohl ich noch nie einen Marthon gelaufen bin und sicher auch nie einen in Angriff nehmen werde (ich war früher eher der Sprinter- als der Ausdauertyp), kämpfe ich im Moment in meinem Behandlungsmarathon mit dem Hammermann.

Nachdem mein Termin für die Chemotherapie von Dienstag auf Donnerstag verschoben wurde, fand gestern die 6. Chemotherapie statt, diesmal wieder in der Praxis des Onkologen. Ich hatte noch nie ein Widerstreben zur erneuten Behandlung wie dieses Mal. Zu wissen, was die nächsten Tage wieder auf mich zu kommt, das Unwohlsein, die Übelkeit, die Energielosigkeit, die Glieder- und Muskelschmerzen, ich hatte einfach überhaupt keine Lust mehr dazu. Trotzdem musste ich mir einreden, dass es wohl 10 Gründe gibt, nicht mehr hinzugehen, jedoch über 1000 Gründe, es doch zu tun.

Zum Glück verlief die Chemotherapie selber aber völlig problemlos und ich konnte um 12 Uhr 30 nach 4½ Stunden wieder nach Hause. Bis jetzt, 26 Stunden nach Ende der Behandlung, halten sie die Nebenwirkungen zum Glück in Grenzen. Die Mediamente wirken recht gut und vor allem die Übelkeit ist geringer als bei früheren Zyklen. Hoffentlich bleibt es so.