Post-OP-Frust-Syndrom / Kosten

Wie schnell man doch vergisst! Es war bereits meine dritte Operation mit Vollnarkose (nach geplatztem Blinddarm 1983 und dem Nabelbruch 2011) und wieder erlebe ich ein von mir erfundenes Post-OP-Frust-Syndrom, welches ich völlig vergessen hatte. Dieses stellt sich seltsamerweise 1-3 mal täglich während ca. 1-2 Stunden ein. Viele Stunden lang fühle ich mich sehr gut und plötzlich falle ich in ein Tief, begleitet mit Wundschmerzen, Unwohlsein und grosser Mündigkeit. Genau denselben Effekt hatte ich bereits 2011 und ich glaube mich zu erinnern, dass dieses Syndrom ca. 1 Woche dauerte – also noch 2-3 Tage und damit absehbar.

Das Schlafen ist im Moment noch immer das grösste Problem. Spätestens nach 3-4 Stunden erwache ich mit eingeschlafenem Arm auf der Seite des Port-a-Caths oder mit Schmerzen an der Wunde der Drainage. Wohl weil ich immer seitlich schlafe und beide Seiten von der OP her mit je 3 Narben belastet sind. Dafür gönne ich mir momentan einen Mittagsschlaf, vielleicht wäre das was zum Beibehalten – so fürs Alter.

Heute nachmittag war ich noch zur halbjährlichen Kontrolle beim Zahnarzt und liess mir einen Zahnstatus erstellen (Röntgenaufnahmen aller Zähne). Scheinbar ist dies notwendig, falls die Chemotherapie die Zähne angreifen sollte. Nur mit diesem Beweis sei die Krankenkasse bereit, allfällige Zahnarzt-Folgekosten zu übernehmen.

Wenn wir schon bei den Kosten sind: ich fragte meinen Onkologen beim letzten Treffen, was denn so eine Chemotherapie (8 x 4 Std) eigentlich kostet. Je nach Medikamentenmix und Zusammensetzung kann der Preis für eine Behandlung bei ca. CHF 5’000.- liegen. D.h. insgesamt ca. CHF 40’000.-. Wenn ich dann noch die Kosten für CT, die notwendigen Diagnosen (inkl. Operation), etc. dazurechne, wird das Total wohl schnell mal über CHF 60’000.- steigen. Da werde ich unserem Vater Staat nach der Gesundung in Form von Krankenkassenprämien und Steuern viele Jahre Abgaben leisten müssen. Immerhin habe ich vor 2011 während 15 Jahren keinen Cent bezogen und plane dies nach dem Abschluss der Nachuntersuchungen zu wiederholen.

Nächster Termin: Freitag, 12.15 Uhr beim Onkologen, wenn denn die Untersuchungen der Gewebeproben abgschlossen sind. Ich erwarte an diesem Termin den definitiven Zeitplan für die Chemotherapie und hoffe, dass ich Anfang nächster Woche endlich damit beginnen kann. Es ist ein seltsames Gefühl, seit fast genau einem Monat weiss ich, dass ich krank bin. Trotzdem konnte zur Heilung bisher nichts unternommen werden, alles drehte sich „lediglich“ um die Diagnose. Es wird Zeit, dass es diesem Schalentier endlich an den Kragen geht.

Update von 10 Uhr: grossartig, einmal jammern und schon gehts besser. Heute fast 7 Stunden am Stück geschlafen. Fühle mich wie neu geboren.

 

Millimeter-Schnitt und Jugendsünden

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Fast hätte ich ja was vergessen. Letzten Mittwoch habe ich mir, im Beisein der Kinder, die Haare geschnitten. Da ich die Haare bei der kommenden Chemotherapie verlieren werde und ich bisher eine ziemliche Matte auf dem Kopf hatte, war es mir wichtig, dass meine Mädchen die Änderung aktiv wahrnehmen können. Vor einem Jahr, bei der Bestrahlung, verlor ich am Hinterkopf einige Büschel, was ein kleiner Schock war, diesmal will ich für mich und meine Familie vorbereitet sein. Freunde aus der Gymer-Zeit können sich vielleicht an den Ursprung der Narbe erinnern: mit ca. 20 Jahren wollte ich die Turnhalle durch die Türe verlassen, Gosteli, ein Schulkollege sass aber unter der Türe. Kein Problem, dachte ich, da spring ich einfach über ihn. Leider aber war die Türe zu wenig hoch – die Folge: Braga fuhr mich mit einer 7cm langen Kopfwunde ins Inselspital. Oder war es doch der andere Vorfall ein paar Monate später? Mit Päsi spielte ich im Turnen Tarzan. Ich stand auf einem Bock und er warf mir einen Eisenring zu. Ein beherzter Sprung an die vermeintliche Liane doch leider verpasste ich sie und ging zu Boden. Die Liane aber kehrte auf dem höchsten Punkt und traf mich anschliessend – natürlich am Hinterkopf – wieder ca. 8 cm lange Kopfwunde, wieder nähen im Inselspital. Tja, so zeigen sich Jugendsünden im Alter 😉

 

 

Im Spital III – Tag 5, vor der Abreise

Ich sitze auf dem Spitalbett, bin angezogen und meine Tasche zur Abreise gepackt. In ca. 2 Stunden kann ich das Spital verlassen und endlich wieder nach Hause. Seit gestern verspüre ich den Spitalkoller und will nur noch weg von hier. Die Thoraxdrainage verhinderte dies aber bisher. Der ca. 1 cm dicke Schlauch, der Flüssigkeit und Luft aus dem Bauchraum entfernen soll ist seit ungefähr einer Stunde weg und ich fühle mich wieder frei wie ein Vögelchen. Noch einige administrative Instruktionen und ich bin auf und davon – heim zu meinen Liebsten.

Wie immer war rückblickend alles nur halb so schlimm. Zwar hatte ich an der OP zwei kleine Komplikationen (Intubation für die künstliche Beatmung klappte lange nicht und der Anschluss des Port-a-Cath an die Vene funktionierte erst nach mehrmaligen Versuchen), ich hatte aber all die Tage nie wirklich Schmerzen. Die Operation dauerte aber 4 1/2 statt der geplanten 2 1/2 Stunden. Die Pflege hier im Tiefenauspital war hervorragend. Man fühlte sich jederzeit in den besten Händen und die Dosierung der Schmerzmedikamente war optimal.

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Darstellung des Port-a-Cath, welcher über meiner rechten Brust implantiert wurde. Mit einer Spritze kann nun jederzeit und ohne Komplikationen durch die Silikonmembran Blut entnommen oder die Chemotherapie iniziert werden.

Der nächste Termin ist am Freitag beim Onkologen geplant. Bis dahin müssten die Gewebeproben untersucht sein und die notwendige Chemotherapie feststehen. Es geht vorwärts!

Im Spital II – OP-Tag

Drei Stunden nach dem Erwachen aus der Narkose geht es mir sehr gut, viel besser als erwartet. Gewebeentnahme hat gut geklappt und der Port ist implantiert. Mehr folgt in den nächsten Tagen. Medikamentös beflügelt will ich jetzt ein bisschen schlafen. (im Auftrag von Marcel die Sekretärin Christa)

Im Spital I: die Nacht vor der OP

Es ist 1 Uhr nachts im Tiefenauspital und ich sitze hellwach auf dem Bett obwohl ich letzte Nacht kaum sechs Stunden schlief.

Pünktlich um 13.30 Uhr stellte ich mich heute bei der Patientenanmeldung vor. Nach einem kurzen Prozedere am Schalter und einigen Formalitäten wurde ich aufs Zimmer begleitet. Ich bin nur allgemein versichert, trotzdem darf ich ein Einzelzimmer bewohnen. Den Aufschlag von CHF 188.- pro Tag zahle ich selber gerne. Vom Nebenzimmer höre ich Geräusche, welche ich nicht im selben Zimmer erleben möchte.

Nach einem kurzen Einrichten begannen bereits die ersten Tests (Blutentnahme, Blutdruck, Puls, Herztöne, Temperatur, Blutzucker, etc.). Gegen 14 Uhr betrat Dr. Schilter mein Zimmer (der Pneumologe von der Bronchioskopie), welcher mir ausführlich das weitere Vorgehen erklärte. Erleichtert nahm ich zur Kenntnis, dass die OP die Lunge selber scheinbar nicht verletzt, sondern Gewebe aus dem Zwischenraum zwischen Bauchfell und Lungenwand entnehmen will. Dr. Schilter wird die OP aber nicht selber vornehmen, dies übernimmt Dr. Birrer, ein Thoraxchirurge.

Im weiteren Verlauf des Nachmittags besuchten mich im Zimmer noch der Assistenzarzt aus der Chirurgie und der Narkosearzt mit weiteren Details zum Eingriff und vielen Fragen zu meiner Gesundheitsgeschichte und dem momentanen Befinden.

Um 16 Uhr begleitete man mich durch ein Labyrinth von Gängen und Treppen ins Untergeschoss zu den Lungenfunktionstests. In einer seltsamen kleinen Kabine wurden etwa sechs verschiedene Tests mit Atemübungen durchgeführt. Sie waren erfolgreich und meine Lungen scheinen voll funktionsfähig zu sein.

Das Nachtessen war nicht gerade üppig. Ein Mini-Pfannkuchen mit kleinen Kartoffeln, etwas Gemüse und einer Kräutersauce. Zum Glück habe ich noch Schoggistengel von zu Hause mitgenommen ;-). Seit Mitternacht bis zur geplanten OP morgen Freitag mittag muss ich nüchtern bleiben und darf nichts mehr essen. Trinken noch bis spät. 9 Uhr morgens, aber auch nur Wasser.

Um 20 Uhr besuchte mich noch Dr. Birrer, welcher mich morgen operiert. Die Betreuung hier im Spital ist vorbildlich. Die Ärzte (bisher übrigens alles Schweizer) und auch das Pflegepersonal nehmen sich sehr viel Zeit und man fühlt sich sehr gut aufgehoben.

Die Wartezeit vertreibe ich mir mit etwas Arbeit am PC (Beantwortung von E-Mails). Dank eines Netzwerkkabels habe ich mit meinem Notebook eine sehr gute Internetverbindung. Daneben spiele ich „Die Siedler online“ und schaue auf dem iPad einer meiner Lieblingssendungen „Hell’s Kitchen“ mit Gordon Ramsey. Irgendwie aber keine optimale Idee: nütern bleiben müssen und eine Kochsendung ansehen.

Morgen mittag geht es also los. Der Eingriff dauert ca. 2.5 Std., danach nochmals ca. 1-2 Stunden im Aufwachraum. Wenn es optimal verläuft, sollte ich anschliessend ins Zimmer zurück können, wohl mit einem Schlauch (Drainage), welcher für 1-2 Tage Flüssigkeit aus dem Bauch abfliessen lassen soll. Möglicherweise muss ich aber auch noch einige Stunden auf die Intensivstation – wir werden es sehen. Jedenfalls bin ich froh, wenns endlich losgeht – umso schneller ist alles wieder vorbei. Nach all den Aufklärungen und Gesprächen bin ich 100% zuversichtlich und überzeugt, dass der Eingriff problemlos verlaufen wird. Ich will nur endlich die wichtigen Resultate der Biopsie und mit der Therapie starten – umso schneller fühle ich mich nicht nur gesund und munter sondern bin es auch wieder.