3. Chemo – Tag 13 – wieder zu Hause: →

Endlich wieder zu Hause! Das Blutlabor von heute vormittag im Zieglerspital ergab, dass die Leukozyten von 1.4 (Freitag nacht) auf 2.3 gestiegen sind und keine weiteren Infektionen zu finden waren. Ich konnte also kurz vor mittag mit weiteren Medikamenten nach Hause. Neben täglich einzunehmenden Antibiotika-Tabletten muss meine Frau mir nun abends subkutan (im Oberschenkel unter die Haut) eine Spritze verabreichen, deren Medikament die neue Bildung von Leukozyten fördern soll. Morgen oder am Dienstag muss ich wieder zum Onkologen.

Grundsätzlich fühle ich mich wieder etwas besser aber immer noch sehr schlaff. Schmerzhaft ist vor allem der Rücken, wo genau im Kreuz ein Punkt am Knochenmark einen sehr stechenden Schmerz verursacht. Ich betäube ihn ein wenig mit Dafalgan und hoffe auf Besserung.

3. Chemo – Tag 12 – Notfall: ↓

Ich möchte mir die Haare raufen, wenn ich nur welche hätte 😉

Gestern Freitag abend spürte ich, wie plötzlich meine Körpertemperatur stieg. Nach der Rückkehr meiner Frau von einem Schülerkonzert in Thun um 23 Uhr zeigte das Thermometer 38.3° – die von meinem Onkologen definierte Grenze von 38° wurde also überschritten. Meine Frau rief den Notfall im Zieglerspital an, wo uns die Oberärztin aufforderte, sofort ins Spital zu kommen.

Das Problem liegt in meinem Immunsystem während der Chemotherapie. Die für die Bekämpfung von Viren und Bakterien wichtigen weissen Blutkörperchen (Leukozyten) haben einen Normalwert von ungefähr sieben. Bei meinem letzten Besuch beim Onkologen von vorgestern (einstündiges Durchspülen des Port-a-Cath mit Enzymen für die Entstopfung) war der Wert auf 1.6 gefallen. Eine Infektion ist deshalb im Moment für meinen Körper sehr gefährlich.

Mit meiner Frau erreichten wir den Notfall gehen halb zwölf Uhr nachts. Glücklicherweise war der grosse Ansturm bereits vorüber und ich wurde relativ rasch betreut. Nach den üblichen Tests (Abhören von Herz, Lunge, etc.) wurde mir Blut entnommen. Natürlich war dies beim Port-a-Cath immer noch nicht möglich (trotz des vortägigen Durchspülens) und der Pflegefachmann musste einen zusätzlichen Zugang am Arm legen. Eine Infusion wurde an den Port-a-Cath gehängt und kurz darauf floss ein starkes Antibiotika in meinen Körper. Gegen zwei Uhr nachts gabs noch ein Röntgen der Lunge, um dort eine Infektion auszuschliessen. Weitere 90 Minuten später war das Blutlabor endlich fertig und die Ärztin machte mir klar, dass ich im Spital bleiben müsse.

Immerhin liege ich jetzt in einem Einzelzimmer. Das Pflegepersonal und auch Besucher müssen vor dem Eintritt ins Zimmer die Hände desinfizieren und einen Mundschutz tragen, so dass weitere Infektionen ausgeschlossen werden können. Heute morgen noch meinte der diensthabende Arzt, dass ich wohl bis Montag früh im Spital bleiben müsse. Dank des Antibiotikas habe ich aber seit frühmorgens kein Fieber mehr und fühle mich auch sonst wieder viel besser. Inzwischen habe ich die Hoffnung, dass ich bereits morgen Sonntag mittag wieder nach Hause kann. Ein neuerliches Blutlabor morgen früh wird den Entscheid bringen. Ich will weg hier, habe die Nase von Spitalaufenthalten gestrichen voll.

2. Chemo – Tag 17: ↑

Und wieder ist eine weitere Woche um. Sicherlich eine bessere mit relativ wenig Schmerzen und gut ertragbaren Nebenwirkungen. Nächste Woche wirds dann wohl wieder schlimmer sein, am kommenden Dienstag erwartet mich meine 3. Chemotherapie – dann sind es nur noch 5 😉

Ihr solltet mich mal sehen, laufe ich doch ständig mit einer Kappe rum, draussen und drinnen. Kaum ziehe ich sie mal aus, beginne ich innert weniger Minuten zu frieren an. Es scheint also doch zu stimmen, dass 40% unserer Körperwärme über die Kopfhaut entweicht.

Die zur Zeit seltsamste Nebenwirkung fühle ich (oder eben nicht) in den beiden kleinen Zehen. Seit Tagen schlafen sie und sind durch keine Bewegung aufzuwecken. Auch in den Fingerbeeren habe ich einen merklichen Gefühlsverlust, aber fürs Tippen auf der Tastatur ist keine Behinderung spürbar. Eigentlich schon spannend, wie sich diese Therapie auf den ganzen Körper auswirkt, hoffen wir mal, dass sich nach dem Ende der Chemo alles wieder normalisiert.

Die Blutentnahme vom letzten Dienstag ergab wie schon in der zweiten Wochen nach dem letzten Zyklus sehr niedrige Leukozyten (weisse Blutkörperchen im Blut für die Abwehr von Krankheitserregern). Der Wert fiel von über 7 eine Woche zuvor auf 3.8. Einseits gut für die erfolgreiche Therapie andererseits gefählich, sollten irgendwelche Viren oder sonstige bösartige Erreger einen Angriff auf mich starten. Viel Trinken, Salat, Gemüse und das „aus dem Weg gehen“ von grösseren Menschenansammlungen werden dies hoffentlich verhindern.

2. Chemo – Tag 1 – ein Viertel geschafft: →

Heute war für meine Verhältnisse sehr früh und nach einer sehr kurzen Nacht Tagwache. Um viertel vor sieben aus dem Federntheater, unter die Dusche und um viertel nach sieben zum Onkologen. Nachdem die 1. Chemo im Zieglerspital stattfand, gings heute in die Praxis des Onkologen im Nebengebäude des Zieglerspitals. Nach einer kurzen Untersuchung (Leukozyten waren wieder über 6, also normal) startete der Chemo-Tankvorgang mit 7 Infusionen und 3 Spritzen durch meinen Port-a-Cath. Etwa während zwei Stunden konnte ich auf dem nicht sehr bequemen Behandlungsbett schlafen, die restliche Zeit döste ich vor mich hin – war schlicht zu müde für Musik oder einen Film von meinem mitgebrachten iPad. Leider funktionierte die Blutentnahme nicht durch den Port-a-Cath und die nette Pflegefachfrau musste mir einen Zugang am rechten Unterarm legen, welcher aber erstaunlicherweise schon beim ersten Mal klappte.

Um etwa ein Uhr mittags war ich wieder zu Hause und konnte noch mit der Familie zu Mittag essen. Den Nachmittag schlief ich fast durchgehend. Noch immer Müdigkeit, jetzt doch ein wenig Übelkeit und die wiederkehrenden Rückenschmerzen spüre ich seither. Aber es liegt alles im Rahmen des Erwarteten und ist gut zu ertragen. Glücklicherweise hatten wir heute Abend Hilfe mit den Kindern. Meine Frau hatte Chorprobe und das von den Mädchen sehr geschätzte Chäsitzer-Hütemädchen übernahm das Kinder-ins-Bett-bringen.

Inzwischen ist nach Mitternacht und unsere ältere Tochter (6) ist soeben aufgewacht. Sie leidet noch immer an der Grippe, seit nun etwa einer Woche. Die Fieberwellen (glücklicherweise nicht hoch) kommen immer wieder. Es ist das schlimmste, die eigenen Kinder leiden zu sehen. Morgen Mittwoch feiert sie ihren 6. Geburtstag, hoffentlich geht es ihr besser. Wir alle wünschen uns, dass diese mühsame Grippe endlich aus unserer Familie verschwindet.

1. Chemo – Tag 18 – Kehrsatz: →

Nur noch wenige Tag bis zur nächsten Chemo am kommenden Dienstag. Nach der Blutentnahme vom letzten Dienstag zeigte das Blutbild, dass die Leukozyten (weisse Blutkörperchen im Blut für die Abwehr von Krankheitserregern) von 6 auf 3.3. zurückgegangen sind. Einerseits gut und wichtig für die erfolgreiche Chemotherapie, andererseits heikel bis gefährlich für mögliche Infektionen. Und natürlich genau in diesen Tagen haben wir ein fast stetes Lazarett bei uns zu Hause. Nach dem Fieber meiner Frau von letzter Woche ist seit gestern unsere ältere Tochter (6 Jahre alt) mit Fieber im Bett. Zum guten Glück haben wir grossartige Unterstützung von meiner Mutter, welche uns während der Arbeitszeit meiner Frau hilft. Von den Nebenwirkungen spüre ich heute wieder Rückenschmerzen und seit einigen Tagen die angekündigte, starke Müdigkeit, welche auch nach einem guten Schlaf bleibt. Mühsam, aber gut zu ertragen.

In den letzten Tagen war unser Wohnort Kehrsatz ständig in der regionalen und nationalen Presse wegen eines sogenannten „Ausgangsverbot für unter 16-jährige Jugendliche“. Ein neues Reglement bestimmt seit dem 1. Januar 2013, dass sich Jugendliche unter 16 Jahren zwischen 22 und 6 Uhr nicht mehr ohne Begleitung von Sorgeverantwortlichen
auf öffentlichen Plätzen aufhalten dürfen. Rauchen und Alkohol sind verboten. Seit 2008 und bis Ende 2012 war ich selber Mitglied (Sekretär) der Kommission für Bevölkerung und Integration, welche dieses Reglement mit ausarbeitete. In der Gemeindeversammlung vom letzten Dezember stimmte ich, wie alle ausser einer Person, für dieses Reglement. Es war nie die Meinung der Gemeindebehörden, dass sich Jugendliche grundsätzlich nicht mehr draussen aufhalten dürfen, es ging einzig darum, bei Verfehlungen (Lärm, Vandalismus, Littering, etc.) eine rechtliche Grundlage zu haben. Was oft vergessen wird, die Freiheit des Einzelnen geht nur soweit, bis sie die Freiheit eines Anderen eingrenzt. Wir hatten in der Gemeinde einige Probleme mit Anwohnern, welche durch Lärm und Eigentümer, welche durch Vandalismus von wenigen Jugendlichen in ihrer eigenen Freiheit gestört wurden. Seit den Patroullien der Broncos (welche bisher bei Lärm oder hinterlassendem Abfall immer sehr freundlich aber bestimmt blieben) hat sich die Situation markant verbessert. Es ist meiner Ansicht nach bedauerlich, dass die Profilierungsneurose der JuSo die Gemeinde Kehrsatz und ihre Behörden in ein schiefes Licht rückten. Ebenso erstaunlich, weil gleiche oder ähnliche Reglemente seit Jahren in anderen Gemeinden bestehen. Die Gemeinde stand einem Gespräch mit Jugendlichen jederzeit offen gegenüber, auch ohne Einmischung von Aussen (JUSO Bern). So erstaunte es nicht, dass bei der Protestaktion von letztem Freitag das Durchschnittsalter bei ca. 22 Jahren lag und von den 150 Demonstranten nur ca. 20 aus Kehrsatz selber stammten.

Unser neuer Gemeinderat (seit 1.1.2013) hat meine volle Unterstützung. Von den fünf Mitgliedern kenne ich alle persönlich und arbeitete mit vier von ihnen während Jahren in der Kommission für Bevölkerung und Integration sehr gerne und erfolgreich zusammen. Wir haben hier in Kehrsatz grossartige Menschen, welche sich ehrenamtlich oder nebenamtlich mit ganzem Herzblut für die Gemeinde engagieren.

Seit letztem Dienstag bin ich in einer neuen Funktion für die Gemeinde tätig. Ich darf die nächsten vier Jahre die Kommission für Bildung und Jugend präsidieren. Weil unsere Tochter im Sommer eingeschult wird, war ich an einem Wechsel in die KoBi interessiert. Neben Kita, Tagesschule und dem Schulbetrieb werden wir das Gespräch mit den Jugendlichen von Kehrsatz suchen, um für ihre Bedürfnisse eine Lösung zu finden. Dies scheiterte leider vor einigen Jahren am fehlenden Engagement der ortsansässigen Jugendlichen. Vielleicht klappt es jetzt besser.