3. Chemo – Tag 12 – Notfall: ↓

Ich möchte mir die Haare raufen, wenn ich nur welche hätte 😉

Gestern Freitag abend spürte ich, wie plötzlich meine Körpertemperatur stieg. Nach der Rückkehr meiner Frau von einem Schülerkonzert in Thun um 23 Uhr zeigte das Thermometer 38.3° – die von meinem Onkologen definierte Grenze von 38° wurde also überschritten. Meine Frau rief den Notfall im Zieglerspital an, wo uns die Oberärztin aufforderte, sofort ins Spital zu kommen.

Das Problem liegt in meinem Immunsystem während der Chemotherapie. Die für die Bekämpfung von Viren und Bakterien wichtigen weissen Blutkörperchen (Leukozyten) haben einen Normalwert von ungefähr sieben. Bei meinem letzten Besuch beim Onkologen von vorgestern (einstündiges Durchspülen des Port-a-Cath mit Enzymen für die Entstopfung) war der Wert auf 1.6 gefallen. Eine Infektion ist deshalb im Moment für meinen Körper sehr gefährlich.

Mit meiner Frau erreichten wir den Notfall gehen halb zwölf Uhr nachts. Glücklicherweise war der grosse Ansturm bereits vorüber und ich wurde relativ rasch betreut. Nach den üblichen Tests (Abhören von Herz, Lunge, etc.) wurde mir Blut entnommen. Natürlich war dies beim Port-a-Cath immer noch nicht möglich (trotz des vortägigen Durchspülens) und der Pflegefachmann musste einen zusätzlichen Zugang am Arm legen. Eine Infusion wurde an den Port-a-Cath gehängt und kurz darauf floss ein starkes Antibiotika in meinen Körper. Gegen zwei Uhr nachts gabs noch ein Röntgen der Lunge, um dort eine Infektion auszuschliessen. Weitere 90 Minuten später war das Blutlabor endlich fertig und die Ärztin machte mir klar, dass ich im Spital bleiben müsse.

Immerhin liege ich jetzt in einem Einzelzimmer. Das Pflegepersonal und auch Besucher müssen vor dem Eintritt ins Zimmer die Hände desinfizieren und einen Mundschutz tragen, so dass weitere Infektionen ausgeschlossen werden können. Heute morgen noch meinte der diensthabende Arzt, dass ich wohl bis Montag früh im Spital bleiben müsse. Dank des Antibiotikas habe ich aber seit frühmorgens kein Fieber mehr und fühle mich auch sonst wieder viel besser. Inzwischen habe ich die Hoffnung, dass ich bereits morgen Sonntag mittag wieder nach Hause kann. Ein neuerliches Blutlabor morgen früh wird den Entscheid bringen. Ich will weg hier, habe die Nase von Spitalaufenthalten gestrichen voll.