3. Chemo – Tag 9 – Breaking Bad: ↓

Für diesen Blog-Beitrag brauche ich viel Überwindung weshalb ich ihn immer wieder vor mich hin geschoben habe. Wer gerne Positives liest, bitte hier stoppen und zu einem anderen Beitrag wechseln. Auch wenn ich noch immer Optimist bin und 100% überzeugt bin, dass ich im Sommer wieder gesund bin, der Weg dahin ist doch viel steiniger als erwartet.

Seit einer Woche habe ich fast ständig Schmerzen, vor allem aus dem Knochenmark im Rücken ausgehend durch den ganzen Körper. Ich bin völlig energielos und immer wieder erschöpft. Die Arbeit beschränkt sich im Moment auf 1-2 Telefone und vielleicht das eine oder andere Mail. Nach einer Viertelstunde ist die Batterie aber schon derart im roten Bereich, dass ich mich wieder hinlegen muss. Das Gift, das in Wellen immer wieder durch den Körper strömt macht mich fast wahnsinnig, dünnhäutig und oft sehr wütend. Am meisten darunter leiden muss leider meine Familie und es ist meist fast nicht auszuhalten. Vor allem die Belastung für meine Frau und zu spüren, wie viel unsere 6-jährige Tochter von der Krankheit mitbekommt – nagt zusätzlich an den geringen Reserven. Wie gerne würde ich öfters eine gute Miene zum (excüsé) beschissenen Spiel machen, aber es gelingt mir nicht. Jeder Tag scheint schlimmer als der vorige und wird begleitet von neuen oder noch heftigeren Nebenwirkungen. Obwohl erst der dritte von wohl acht Zyklen stattfindet, ich habe die Nase von der Therapie jetzt schon gestrichen voll.

Ja, ich wusste von Anfang an, dass es bessere und schlechtere Tage geben wird, aber ich möchte jetzt gerne mal wieder einen wirklich guten Tag erleben. Einen Tag, an welchem ich wieder mehr aufrecht als waagrecht bin, mit ertragbaren Schmerzen und mehr Energie als einem kurzen Nachtessen mit Freunden oder die volle Erschöpfung nach einem Gäste-Besuch bei uns.

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Der Titel für heute heisst „Breaking Bad“. Er ist nicht nur der momentanen Stimmung geschuldet, sondern auch einer Ablenkung, welche die letzten zwei Wochen die Tage zwischendurch etwas erträglicher machten. Eine US-Fernsehserie, gespickt mit schwarzem Humor, in welcher ein Chemielehrer eine Krebsdiagnose erhält und für die Zahlung der Behandlungskosten und die Sicherung seiner Familie beginnt, synthetische Drogen herzustellen. Er rutscht immer weiter ab in die Kriminalität und verstrickt sich und seine Umgebung immer mehr in seine Machenschaften. Vor allem die erste Staffel bot einige Parallelen zu meiner Situation (Krebsdiagnose, Therapie, Nebenwirkungen, etc.) und helfen, über das eine oder andere zwischendurch zu lachen. Sehr sehenswert für alle, die es etwas deftig mögen und schwarzen Humor lieben.

Voilà, es tat gut, mir die heutigen Zeilen von der Seele zu schreiben. Jetzt geht es mir schon etwas besser und ich bin zuversichtlich, dass der morgige (bzw. inzwischen heutige) Tag doch wieder erträglicher wird.