Nur noch wenige Tag bis zur nächsten Chemo am kommenden Dienstag. Nach der Blutentnahme vom letzten Dienstag zeigte das Blutbild, dass die Leukozyten (weisse Blutkörperchen im Blut für die Abwehr von Krankheitserregern) von 6 auf 3.3. zurückgegangen sind. Einerseits gut und wichtig für die erfolgreiche Chemotherapie, andererseits heikel bis gefährlich für mögliche Infektionen. Und natürlich genau in diesen Tagen haben wir ein fast stetes Lazarett bei uns zu Hause. Nach dem Fieber meiner Frau von letzter Woche ist seit gestern unsere ältere Tochter (6 Jahre alt) mit Fieber im Bett. Zum guten Glück haben wir grossartige Unterstützung von meiner Mutter, welche uns während der Arbeitszeit meiner Frau hilft. Von den Nebenwirkungen spüre ich heute wieder Rückenschmerzen und seit einigen Tagen die angekündigte, starke Müdigkeit, welche auch nach einem guten Schlaf bleibt. Mühsam, aber gut zu ertragen.
In den letzten Tagen war unser Wohnort Kehrsatz ständig in der regionalen und nationalen Presse wegen eines sogenannten „Ausgangsverbot für unter 16-jährige Jugendliche“. Ein neues Reglement bestimmt seit dem 1. Januar 2013, dass sich Jugendliche unter 16 Jahren zwischen 22 und 6 Uhr nicht mehr ohne Begleitung von Sorgeverantwortlichen
auf öffentlichen Plätzen aufhalten dürfen. Rauchen und Alkohol sind verboten. Seit 2008 und bis Ende 2012 war ich selber Mitglied (Sekretär) der Kommission für Bevölkerung und Integration, welche dieses Reglement mit ausarbeitete. In der Gemeindeversammlung vom letzten Dezember stimmte ich, wie alle ausser einer Person, für dieses Reglement. Es war nie die Meinung der Gemeindebehörden, dass sich Jugendliche grundsätzlich nicht mehr draussen aufhalten dürfen, es ging einzig darum, bei Verfehlungen (Lärm, Vandalismus, Littering, etc.) eine rechtliche Grundlage zu haben. Was oft vergessen wird, die Freiheit des Einzelnen geht nur soweit, bis sie die Freiheit eines Anderen eingrenzt. Wir hatten in der Gemeinde einige Probleme mit Anwohnern, welche durch Lärm und Eigentümer, welche durch Vandalismus von wenigen Jugendlichen in ihrer eigenen Freiheit gestört wurden. Seit den Patroullien der Broncos (welche bisher bei Lärm oder hinterlassendem Abfall immer sehr freundlich aber bestimmt blieben) hat sich die Situation markant verbessert. Es ist meiner Ansicht nach bedauerlich, dass die Profilierungsneurose der JuSo die Gemeinde Kehrsatz und ihre Behörden in ein schiefes Licht rückten. Ebenso erstaunlich, weil gleiche oder ähnliche Reglemente seit Jahren in anderen Gemeinden bestehen. Die Gemeinde stand einem Gespräch mit Jugendlichen jederzeit offen gegenüber, auch ohne Einmischung von Aussen (JUSO Bern). So erstaunte es nicht, dass bei der Protestaktion von letztem Freitag das Durchschnittsalter bei ca. 22 Jahren lag und von den 150 Demonstranten nur ca. 20 aus Kehrsatz selber stammten.
Unser neuer Gemeinderat (seit 1.1.2013) hat meine volle Unterstützung. Von den fünf Mitgliedern kenne ich alle persönlich und arbeitete mit vier von ihnen während Jahren in der Kommission für Bevölkerung und Integration sehr gerne und erfolgreich zusammen. Wir haben hier in Kehrsatz grossartige Menschen, welche sich ehrenamtlich oder nebenamtlich mit ganzem Herzblut für die Gemeinde engagieren.
Seit letztem Dienstag bin ich in einer neuen Funktion für die Gemeinde tätig. Ich darf die nächsten vier Jahre die Kommission für Bildung und Jugend präsidieren. Weil unsere Tochter im Sommer eingeschult wird, war ich an einem Wechsel in die KoBi interessiert. Neben Kita, Tagesschule und dem Schulbetrieb werden wir das Gespräch mit den Jugendlichen von Kehrsatz suchen, um für ihre Bedürfnisse eine Lösung zu finden. Dies scheiterte leider vor einigen Jahren am fehlenden Engagement der ortsansässigen Jugendlichen. Vielleicht klappt es jetzt besser.