Im Spital I: die Nacht vor der OP

Es ist 1 Uhr nachts im Tiefenauspital und ich sitze hellwach auf dem Bett obwohl ich letzte Nacht kaum sechs Stunden schlief.

Pünktlich um 13.30 Uhr stellte ich mich heute bei der Patientenanmeldung vor. Nach einem kurzen Prozedere am Schalter und einigen Formalitäten wurde ich aufs Zimmer begleitet. Ich bin nur allgemein versichert, trotzdem darf ich ein Einzelzimmer bewohnen. Den Aufschlag von CHF 188.- pro Tag zahle ich selber gerne. Vom Nebenzimmer höre ich Geräusche, welche ich nicht im selben Zimmer erleben möchte.

Nach einem kurzen Einrichten begannen bereits die ersten Tests (Blutentnahme, Blutdruck, Puls, Herztöne, Temperatur, Blutzucker, etc.). Gegen 14 Uhr betrat Dr. Schilter mein Zimmer (der Pneumologe von der Bronchioskopie), welcher mir ausführlich das weitere Vorgehen erklärte. Erleichtert nahm ich zur Kenntnis, dass die OP die Lunge selber scheinbar nicht verletzt, sondern Gewebe aus dem Zwischenraum zwischen Bauchfell und Lungenwand entnehmen will. Dr. Schilter wird die OP aber nicht selber vornehmen, dies übernimmt Dr. Birrer, ein Thoraxchirurge.

Im weiteren Verlauf des Nachmittags besuchten mich im Zimmer noch der Assistenzarzt aus der Chirurgie und der Narkosearzt mit weiteren Details zum Eingriff und vielen Fragen zu meiner Gesundheitsgeschichte und dem momentanen Befinden.

Um 16 Uhr begleitete man mich durch ein Labyrinth von Gängen und Treppen ins Untergeschoss zu den Lungenfunktionstests. In einer seltsamen kleinen Kabine wurden etwa sechs verschiedene Tests mit Atemübungen durchgeführt. Sie waren erfolgreich und meine Lungen scheinen voll funktionsfähig zu sein.

Das Nachtessen war nicht gerade üppig. Ein Mini-Pfannkuchen mit kleinen Kartoffeln, etwas Gemüse und einer Kräutersauce. Zum Glück habe ich noch Schoggistengel von zu Hause mitgenommen ;-). Seit Mitternacht bis zur geplanten OP morgen Freitag mittag muss ich nüchtern bleiben und darf nichts mehr essen. Trinken noch bis spät. 9 Uhr morgens, aber auch nur Wasser.

Um 20 Uhr besuchte mich noch Dr. Birrer, welcher mich morgen operiert. Die Betreuung hier im Spital ist vorbildlich. Die Ärzte (bisher übrigens alles Schweizer) und auch das Pflegepersonal nehmen sich sehr viel Zeit und man fühlt sich sehr gut aufgehoben.

Die Wartezeit vertreibe ich mir mit etwas Arbeit am PC (Beantwortung von E-Mails). Dank eines Netzwerkkabels habe ich mit meinem Notebook eine sehr gute Internetverbindung. Daneben spiele ich „Die Siedler online“ und schaue auf dem iPad einer meiner Lieblingssendungen „Hell’s Kitchen“ mit Gordon Ramsey. Irgendwie aber keine optimale Idee: nütern bleiben müssen und eine Kochsendung ansehen.

Morgen mittag geht es also los. Der Eingriff dauert ca. 2.5 Std., danach nochmals ca. 1-2 Stunden im Aufwachraum. Wenn es optimal verläuft, sollte ich anschliessend ins Zimmer zurück können, wohl mit einem Schlauch (Drainage), welcher für 1-2 Tage Flüssigkeit aus dem Bauch abfliessen lassen soll. Möglicherweise muss ich aber auch noch einige Stunden auf die Intensivstation – wir werden es sehen. Jedenfalls bin ich froh, wenns endlich losgeht – umso schneller ist alles wieder vorbei. Nach all den Aufklärungen und Gesprächen bin ich 100% zuversichtlich und überzeugt, dass der Eingriff problemlos verlaufen wird. Ich will nur endlich die wichtigen Resultate der Biopsie und mit der Therapie starten – umso schneller fühle ich mich nicht nur gesund und munter sondern bin es auch wieder.

Termin für OP steht

Soeben hat mich der Pneumologe angerufen. Wie bereits angekündigt ist ein neuerlicher Eingriff notwendig, um die exakte Zusammensetzung des Tumors festzustellen. Entgegen der Aussagen des Onkologen wird aber keine Mediastinoskopie (Schnitt oberhalb Brustbein) sondern eine Thoraskopie (Schlüssellochtechnik mit Öffnung unterhalb der Achsel und Kollabierung eines Lungenflügels) notwendig um an den Tumor zu gelangen und eine Gewebeprobe entnehmen zu können.

Letzte Woche fragte ich den Onkologen ob es nicht sinnvoll wäre, den Tumor operativ zu entfernen, da ja sowieso eine Operation notwendig sei. Er meinte, dass dies leider nicht weiterhelfe, weil die bösartigen Zellen im ganzen Körper unterwegs seien.

Geplant sind jetzt 5 Spitaltage mit Eintritt am kommenden Donnerstag, 3. Januar, Operation am Freitag und voraussichtlicher Austritt am darauffolgenden Dienstag 8. Januar. Die lange Aufenthaltdauer ist notwendig, weil sich der Lungenflügel wieder entfalten muss und eine Thoraxdrainage erst ca. 2 Tage später entfernt werden kann. Mein Pneumologe Dr. Schilter, welcher bereits die Bronchialspiegelung durchführte, wird die OP leiten. Gleichzeitig wird der bereits früher erwähnte Port implantiert für die spätere Zuführung der Chemotherapie und weitere Blutentnahmen.

Resultate der Bronchialspiegelung

Nun wissen wir etwas mehr aber leider noch nicht genug.

Wieder einmal hatte ich wegen der Nervosität auf neue Resultate diese Nacht nur wenige Stunden geschlafen. Um 9 Uhr rief ich den Onkologen an, welcher selber noch keine Resultate vorliegen hatte, erst einen Vorbericht. Laut diesem habe ich wieder ein Lymphom und muss mich einer Chemotherapie unterziehen. Genaueres könne er mir aber erst nach der Zustellung des definitiven Berichtes mitteilen – ich solle am mittag wieder anrufen. Um 11.45 Uhr meinte er, ich soll doch schnell in die Praxis kommen. Ich hätte lieber einen definitiven Termin für die erste Chemo gehabt und fuhr sehr nervös zum Onkologen beim Zieglerspital.

Der Bericht der Histopathologie (Gewebeuntersuchung) nach der Bronchialspiegelung (Bronchioskopie) hat ergeben, dass „die Gesamtheit der Befunde hochgradig verdächtig sind auf Manifestation eines aggressiven B-Zell-Lymphoms„. Für unsereins heisst das: Lymphdrüsenkrebs, diesmal im Gegensatz zum letzten Jahr ein hochmaligner, d.h. schnell wachsender Tumor. Auch dieser ist aber mit Chemotherapie sehr gut behandelbar und hat sogar grössere Chancen für eine komplette Heilung.

Für eine optimale Zusammensetzung der Chemotherapie benötigt der Onkologe weitere Befunde, welche eine zusätzliche, operative Gewebeentnahme voraussetzen. Aus diesem Grund muss ich in den nächsten 10 Tagen für 2-3 Tage ins Tiefenauspital und mich einer Mediastinoskopie unterziehen. Dabei wird unter Vollnarkose mittels eines Hautschnittes oberhalb des Brustbeines ein optisches Instrument ca. 10 cm tief eingeführt, welches Gewebeproben von Lymphknoten entnehmen kann. Gleichzeitig wird mir bei dieser Operation auch der früher schon erwähnte Port eingepflanzt, welcher Blutentnahmen und die Zuführung der Chemotherapie erleichtern wird. Zudem wird damit die Gefahr von Infektionen minimiert.

Wunderschöne Weihnachten

Ganz herzlichen Dank Euch allen für die vielen vielen aufmunternden und tröstenden Worte, teils schriftlich, teils mündlich, welche in den letzten Tagen zu uns gelangt sind. Sie geben uns sehr viel Mut und Zuversicht für die nächsten Monate.

Country-Merry-Christmas-191815
Euch und Euren Familien wünschen wir von Herzen schöne Weihnacht, auf dass Ihr gesund werdet oder bleibt und all Eure Wünsche in Erfüllung gehen. Geniesst diese besonderen Stunden mit Familie und Freunden.

 

 

Bronchialspiegelung (Bronchoskopie)

Das ging ja recht gut. Es ist 14:30 Uhr und ich bin wieder zu Hause. Unklar ist einzig, ob diese Übung heute überhaupt was brachte. Der Pneumatologe (wieder in Spezialarzt mehr auf meiner Liste) meinte, dass die Proben, die er von der Bronchie und den Stimmbändern nehmen konnte eventuell nicht genügen würden für einen Befund. Dies würde zur Folge haben, dass eine zusätzliche, chirurgische Biopsie (Gewebeentnahme) notwendig würde. Mit einer sogenannten Schlüssellochtechnik (Öffnung unter den Achseln) würde mit einer weiteren Vollnarkose ein Lungenflügel geöffnet und eine Probe des Tumors entnommen. Dies ist aber nicht ambulant möglich und hätte 5 Spitaltage zur Folge. Hoffen wirs mal nicht und warten geduldig auf die Untersuchung der nun eingesandten Proben. Die Resultate sollten in ca. 1 Woche vorliegen.

Der Spitalaufenthalt heute war im Grossen und Ganzen problemlos. Einzig mal wieder meine Venen führten die Pflegefachfrauen fast zur Verzweiflung. Erst der vierte Versuch gelang und ich fühle mich nach den drei Versuchen vom letzten Montag (PET) fast wie ein Löchersieb. Aber das ist ja so nebensächlich.

Von der Bronchoskopie selber spürte ich nichts. Die Vollnarkose wirkte sehr schnell. Der Arzt meinte, ich soll an etwas Schönes denken und schon war ich mit Gedanken an meine Familie weg. Nach dem Erwachen musste ich während etwa einer Stunde etwas heftiger husten, sonst fühle ich mich gut. Jetzt heisst es wieder warten und hoffen, diesmal nicht auf gute Resultate, sondern überhaupt auf Resultate.

Resultate des PET

Gestern Abend rief mich der Onkologe zu Hause an. Er wollte unbedingt unseren Termin vom Donnerstag auf heute Mittwoch 8 Uhr vorverschieben. Der genaue Grund war ihm nicht zu entlocken, nur „unter vier Augen“. Die letzte Nacht war danach geprägt von hohem Puls und wenig Schlaf.

Zusammen mit meiner Frau erschien ich pünktlich um 8 Uhr früh auf der Matte des Onkologen. Auf dem PET-Bild erklärte er mir, dass die Anomalie vom CT tatsächlich ein Tumor sei. Zusätzlich beunruhige ihn aber ein kleiner Punkt oberhalb des vermuteten Lymphoms, welchen es abzuklären gilt. Aus diesem Grund sei eine Bronchialspiegelung (Bronchoskopie) notwendig. Eine Gewebeprobe soll zeigen, ob es sich „nur“ um ein Lymphom handelt oder ob eine andere Chemotherapie vonnöten ist.

Am nachmittag hatte ich meine monatliche Heuschnupfen-Desensibilisierung bei meinem Hausarzt. Er war vom Onkologen bereits orientiert und will mir nächsten Montag noch die Grippeimpfung verabreichen. Dies wäre aufgrund der kommenden Chemotherapie sehr sinnvoll.

Inzwischen habe ich die nächsten Termine erhalten. Morgen Do. 20.12. um 8.45 Uhr im Spital Tiefenau zur Bronchialspiegelung und Do. 3.1.2013 zur Port-Einpflanzung (Port-Implantation) und zur ersten Chemotherapie. Es geht vorwärts!

 

Nach der 3. PET-Untersuchung

Heute war ich mal wieder in der „Röhre“. Insgesamt zum 6. Mal in den letzten 15 Monaten (3 x PET, 2 x CT und 1 x MRI wegen des Bänderrisses Ende 2011). Langsam gewöhne ich mich daran, auch wenn ich mir heute als Nadelkissen vorkam. Dreimal musste neu gestochen werden bis die Nadel endlich richtig in der Vene sass und die radioaktive Zuckerlösung iniziert werden konnte. Anschliessend musste ich 75 Minuten absolut ruhig liegen, damit nicht Muskeln die Zuckerlösung aufnehmen. Die Untersuchung in der Röhre selber war nach geschätzten 15 Minuten beendet.

Dieser PET (Positronen-Emissions-Tomograph) ist ein Wunder der Technik, welches faszinierende 3D-Bilder des Körpers erstellt. Weil Krebszellen einen grösseren Stoffwechsel haben als gesunde Zellen, wird die Zuckerlösung von diesen mehr absorbiert, d.h. die radioaktiven Spuren werden durch das PET in den den Krebszellen sichtbar.

Noch kenne ich keine Resultat, diese werden mir am kommenden Donnerstag beim Onkologen mitgeteilt. Wens interessiert, hier das Infoblatt für Patienten.

Das Warten beginnt von vorne

Das Warten ist wiederum sehr belastend. Am liebsten würde ich noch heute mit der Chemo beginnen, nur damit alles möglichst schnell wieder vorbei ist. Aber es braucht Geduld.

Immerhin hat mir mein Onkologe entgegen ersten Aussagen bereits für nächste Woche das PET CT terminieren können. Ich werde also schon übermorgen Montag wieder in die Röhre können, so dass am frühen Abend vom Donnerstag beim nächsten Onkologen-Termin feststeht, was sich alles genau in meinem Körper befindet. Wichtig v.a. ob sich der Krebs noch an anderen Orten des Körpers eingenistet hat. Anschliessend wird wohl der Terminplan für die Behandlung erstellt.

Beim ersten Chemotermin werde ich hospitalisiert werden, ein kleines Kästchen wird mir in die Schlüsselbeingegend implantiert, womit in den nächsten 6 Monaten einfacher und sicherer (Infektionen) Zugänge gelegt werden können. Anschliessend wird die erste 4-stündige Chemo iniziert und ich werde über Nacht auf Reaktionen beobachtet. Die weiteren Therapien werde ich ambulant machen können, d.h. nach der 4-stündigen Behandlung wieder nach Hause zurückkehren.

12.12.12 – Schlechte Nachricht bei Nachkontrolle

Eigentlich hoffte ich ja, dass ich nie wieder einen Eintrag in diesen Blog schreiben müsste.  Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Es scheint, als ob der Lymphdrüsenkrebs einen Re-Match will. Das CT der jährlichen Nachkontrolle von gestern hat leider ergeben, dass zwischen Herz und Lunge ein neues Lymphom gewachsen ist (ca. pflaumengross). Dr. Zoppi meint, um genauer abzuklären ob es weitere Ablagerungen gibt, ein weiteres PET CT notwendig ist. Dieses wird nun Anfang nächstes Jahr stattfinden. Anhand des neuen Bildes muss anschliessend die notwendige Chemotherapie geplant werden.

Das Glück, mit der Bestrahlung vom letzten Jahr einer Chemotherapie entgangen zu sein, scheint sich gewendet zu haben. Das nächste halbe Jahr wird wohl kein Zuckerschlecken. 8 mal werde ich während jeweils 4 Std. diese Chemotherapie iniziert erhalten. Danach jeweils eine Erholungszeit von 3 Wochen. Mit Nebenwirkungen wie Haarausfall, Übelkeit und mögliche Infektionen werde ich leben müssen. Immerhin soll das Haar einige Monate später wieder nachwachsen.

Noch stehen wir unter Schock von der neuen Diagnose, fühlte ich mich doch noch heute morgen 100% gesund. Nun denn, läuten wir die 2. Runde ein – diesmal mit härteren Bandagen.

kurzes Update zum Misstritt

Nachdem ich eine Woche erfolglos darauf wartete, dass die Schmerzen am Knöchel sich zurückbildeten, war ich gestern beim Hausarzt. Dieser überwies mich sofort ans Zieglerspital, wo am Nachmittag mittels eines MRI ein doppelter Bänderriss festgestellt wurde.

Ich werde jetzt also ca. 6 Wochen mit einem Gips am rechten Bein leben müssen, nur mit Krücken laufen und nicht Auto fahren können – aber der Krebs ist weg – das ist alles was zählt.